Vom Northrim nach Mexiko - 18. September 2022

Auf dem Weg zum Northrim des Grand Canyon machten wir noch einen Zwischenstopp mit einem kleinen Walk zum Horseshoe Bend - sozusagen die amerikanische Version der Saarschleife aber wie alles inAmerika einfach alles größer, weiter, tiefer. Bei über 30 Grad waren wir froh, dass der Weg doch nicht allzu weit war und wir fuhren weiter durch die kahle Landschaft am Rand der Vermillion Cliffszum Northrim. Plötzlich 100 km vor dem Northrim veränderte sich die Landschaft plötzlich und wir fuhren endlich mal wieder in einem Wald. Welch ein großer Gegensatz. Eben noch 100 km Ebene mit Blickauf die Vermillion und dann plötzlich der Wechsel. Das ist hier schon echt faszinierend. Eigentlich müssten wir es ja mittlerweile wissen, dass hier wirklich unendliche Weiten zu überwinden sind,aber die Leere überrascht uns doch immer wieder. Zum Nordkante des Grand Canyon führt dann eine ca. 80 km lange Stichstraße, auf der wir fast alleine unterwegs waren. Umso überraschender, wenn mandann endlich ankommt und plötzlich ein ziemlicher Trubel herrscht. Die Nordkante soll nur etwa 10% der Touristen haben wie die Südseite - also ich will da nicht wissen, wie es da zugeht. Zum Glückstellte sich der Camping als echter Glücksgriff heraus. Fast am Canyonrand durften wir das Zelt aufbauen und wir genossen die Sonnenuntergänge dort. Am zweiten Tag machten wir noch eine Wanderung in den Canyon hinein auch wenn wir weit vor dem Colorado scheiterten, da wir ja auch alles wieder hochlaufen mussten, aber die einzelnen Schichten konnte man schon gut erkennen und es war unglaublichbeeindruckend. Dann war unsere Zeit am Northrim auch zu Ende. Es wird Nachts schon empfindlich kalt und wir freuten uns schon auf die angekündigten 32 Grad in Phoenix. Bisher hatten wir doch ziemlich extreme Temperaturen. Entweder es ist über 30 Grad und für uns zu warm oder aber unter 15 Grad und eindeutig zu kalt. Zum Glück konnten wir beim Zwischenstop auf dem Weg nach Phoenix am Mount Humphrey immerhin ein Feuerchen machen, an dem wir uns wärmen konnten. Ohne Feuer hätte man um sieben Uhr schon in den Schlafsack kriechen müssen. 
Kurz vor Phoenix wurde es dann wieder richtig warm und nach der ersten Freude nach dem frieren war es dann schnell wieder zuviel. Zum Glück hatten wir ein nettes Airbnb bei Amber gebucht und amnächsten Tag waren wir auf der Jagd nach neuen Reifen erfolgreich. Vorderreifen für Frank hatten wir vorbestellt, aber mein Hinterreifen hat auf den letzten 1000 km doch sehr gelitten und musste aucherneuert werden. Es mussten auch noch Vorbereitungen für Mexiko organisiert werden (vor allem die Versicherung der Motorräder) und so checkten wir Sonntags wieder bei Amber aus mit Vorfreude aufMexiko. Leider kommt es manchmal anders als man denkt und schon nach 2 km blinkte Franks Batterieladeleuchte auf. Damit wollten wir natürlich nicht in die Wüste fahren und versuchten erstmal, denFehler zu finden. Nach einigen Versuchen sprang dann selbst das Moped nicht mehr an und wir standen etwas ratlos in einem Industriegebiet rum. Ein paar Mexikaner, die schon ein paar Bier intushatten, halfen uns schließlich weiter und wir beschlossen nach langem hin und her, uns einfach auf den örtlichen RV-Stellplatz mit dem Zelt zu stellen, da der sich auch in der Nähe der bereitsbekannten Mopedwerkstätten befand. 
Leider hatte die BMW-Werkstatt Montags geschlossen, aber da wir auf dem Camping Bekanntschaft mit Dennis und Cindy einem Paar aus Reino machten, wurde aus dem Wartetag ein netter Tag mit Stadtbummelund Weinprobe. Dienstags konnte uns die Werkstatt tatsächlich helfen - der Regler war die Ursache - und so fuhren wir frohen Mutes am nächsten Tag zur Grenze nach Mexiko in den Organ Pipe Cactus Nationalpark. Die Saguaro-Kakteen sind echt riesig und beeindruckten uns sehr. Der Himmel der USA gab nochmal an seinem letzten Abend alles. Wir haben hier so fantastische Sonnenuntergänge erlebt. Der Himmel leuchte in der einen Richtung in Orange, in der anderen Rosa und mit kleinen Schleierwolken wird das Ganze noch verzierter.
Am nächsten Morgen ging es zur mexikanischen Grenze. Bisher dachten wir ja, dass Trump nur von der Mauer zwischen Mexiko und den USA träumte, aber uns war nicht klar, wie weit er mit der Umsetzung schon gekommen war, doch plötzlich tauchte sie vor uns auf. Immerhin besteht die Mauer mehr aus einer Art Zaun der die Mexikaner ins gelobte Land hinüberblicken lässt. An der Grenze waren wir dann sehr überrascht, dass wir einfach durchgewunken wurden. Wir brauchen doch die wichtigen Stempel, aber trotz mehrmaligem Nachfragen sollten wir uns einfach aus dem Weg machen. Komisch! Das wir die Einfuhrbescheinigung für die Motorräder erst 25 km hinter der Grenze erledigen konnten hatten wir gelesen und dann dachten wir, ok, die Aufenthaltsgenehmigung für Mexiko werden wir dann sicherlich dort auch bekommen. Unsicher fuhren wir durch Sonoyata und schon an der ersten Kreuzung gab es plötzlich einen großen Knall und eine Frau hing mit ihrem Auto in Franks Koffer. Nach einigen Diskussionen erklärte sich Angel der zufällig auf dem Fahrrad vorbeikam bereit, den Koffer wieder auszubeulen. Das fängt ja gut an! Dann ging es endlich weiter zum 25 km entfernten Grenzposten. Dort angekommen teilten die netten Beamten uns mit, dass wir wieder zur Grenze zurück müßten. Ohne Einreisestempel gibt es auch keine Genehmigung fürs Motorrad. Also, die ganze Strecke wieder zurück, Stempel auftreiben und wieder zurück - und dass bei 35 Grad. Wir waren begeistert! Immerhin hatten wir dann irgendwann alle Genehmigungen beisammen und fuhren die 160 km in den nächsten Ort. Doch ziemlich erschöpft vom Tag checkten wir im erstbesten Hotel ein und wollten nur noch schnell was Essen. Frank schwärmte schon die letzten Wochen vom Nachtleben und Essen in Mexiko, aber die erste Stadt stellte sich doch in dieser Hinsicht als Enttäuschung heraus. Keine netten Cafés und Bars mit leckeren Magheritas. Wir waren froh, dass wir noch ein offenes Restaurant fanden. Dies hatten wir allerdings für uns alleine. Ob das die Auswirkungen von COVID sind? Das werden wir wohl noch rausfinden. 
Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Copper-Canyon. Da wir keine Autobahn fahren wollten, wählten wir eine Strecke durch die Berge. Landschaftlich ok, aber irgendwie fuhren wir den ganzen Tag und schafften gerade Mal 250 km und kamen völlig erledigt im Ort Banamichi an. Hier übernachteten wir in einem Hotel mit Pool. Herrlich! Die Abkühlung hatten wir uns wirklich verdient. Auch am nächsten Tag schafften wir es nur ca. 200 km nach Sahuaripa. So langsam wußten wir, warum das Navi für eine Strecke von 100 km mehr als 3 Stunden Fahrzeit anzeigte (kleine Wasserdurchfahrten, Löcher in der Straße, Steine auf der Straße) und dann flackerte plötzlich an meiner XChallenge auch noch die ABS-Lampe. Wir vermuteten einen Wackler und nahmen das ganze nicht ernst genug. Das wird sich noch rächen. Christian, der uns ein Abendessen organisierte da sonst wieder alles zu hatte, empfahl direkt nach Hermosillo, der nächst größeren Stadt zu fahren, aber wir entschieden uns dagegen und fuhren weiter Richtung Copper Canyon. Das ging auch die nächsten 180 km gut, aber dann ging plötzlich das Motorrad während der Fahrt aus. So ein Mist! Was nun? Wir machten uns erstmal erfolglos auf die Suche nach der Ursache, schalteten das ABS komplett ab, aber das Motorrad fuhr ein paar km und ging dann wieder aus. So langsam wurde es Abend und wir schafften es gerade noch, bis zu einer kleinen Ansiedlung mit ca. 10 Hütten. Dort fragten wir, ob wir das Zelt aufbauen dürften. Die Leute schauten uns zwar sehr skeptisch an, aber später kamen sie noch mit ein paar Decken, da die Nacht sehr kalt werden würde. Wir beschlossen am nächsten Tag, die XChallenge dort stehen zu lassen und mit einem Motorrad nach Hermosillo zu fahren um dort irgendwas zu organisieren. Erst Idee war, einen Pickup zu mieten und dann das Motorrad wieder abzuholen, aber Pickups gibts hier nicht zu mieten. Wir fanden zum Glück Julien, der sich dann heute mit uns auf den Weg machte, das Motorrad wieder einzusammeln. Waren ja nur 340 km OneWay. Wir starteten um 6 h heute morgen und waren wieder um 7h heute Abend hier. 
Jetzt sind wir gespannt, was nun der Fehler ist und ob wir demnächst weiterfahren können!