Routa de Pueblos Magicos - 15. Nov

Am letzten Abend in Creel trafen wir auf die ersten Deutschen in Mexiko. Zwei Mädels (Ingrid und Clara), zwei Maschinenbaustudentinnen aus Aachen, die ein Auslandsjahr in Monterrey (Mexiko)ergatterthatten und die freie Zeit zum Reisen nutzten. Die Beiden beeindruckten uns sehr und es war ein netter Abend. Am nächsten Morgen machten wir uns dann auf den Weg nach Batopilas. Der Weg nachBatopilasmachte richtig Spaß. Die ersten 100 km gingen am Rande der Barranca de Cobre entlang. Tolle Teerstraße mit vielen Kurven und ausnahmsweise ziemlich gutem Straßenbelag, durch dieKiefernwälder raufund runter und insgesamt begegneten wir etwa 4 Autos. Bisher die schönste Straße für uns in Mexiko. Dann zweigte die Sackgasse nach Batopilas am Fuße der Barranca ab. Creel liegtauf 2350 m und war nachts doch ziemlich kalt und nun ging esauf 580 m runter durch die verschiedenen Vegetationszonen. Die 65 km lange Straße ist zwar offiziell geteert, aber es gab so den ein oderanderen Steinschlag und einige Stellen waren notdürftig repariert. Bei dem riesigen Glotz kann man wirklich mal von Steinschlag sprechen. Zum Glück lag der schon, als wir ankamen. Auch hier teilten wir uns die Straße nur mit Eseln, Ziegen, tausenden von Schmetterlingen und wie schon erwähnt, vielen Steinen und weit und breit keine Autos.
Desto tiefer wir in den Canyon vordrungen, desto wärmer wurde es wieder und die Kieferwälder verwandelten sich karge Kakteenlandschaften. Batopilas gehört zu den Pueblos Magicos. Dies sind Ortschaften, die wegen ihres typischen und gepflegten Charakters als besonders sehenswert ausgezeichnet wurden. Die meisten befinden sich im mexikanischen Hochland und präsentieren kolonialzeitliche Architektur. Wir wunderten uns nur, das in dieser Sackgasse plötzlich so ein herausgeputzer Ort überlebte. Gerüchten zufolge, steht diese Gegend für ausgeprägten Drogenhandel und das konnten wir uns auch sehr gut vorstellen. Wie sonst, soll man hier überleben. Der Tourismus hielt sich auch sehr in Grenzen (wir 2 Deutsche, 2 Amerikaner und ca. 6 mexikanische Touristen), die sich alle im einzig offenen Restaurant trafen. Wir übernachteten bei Juanita und durften die Motorräder im Innenhof parken. Dazu mußten man das Motorrad durch Wohnzimmer schieben, aber das störte sie wohl nicht. 
Nach einer ausführlichen Ortbegehung ließen wir den Abend gemütlich mit einem Bierchen auf der Terrasse unseres kleinen Hotels ausklingen und genossen vor allem die laue Sommernacht. Am nächsten Tag machten wir uns wieder auf den Rückweg. Obwohl wir die gleiche Strecke ja bereits einen Tag vorher in entgegengesetzter Richtung gefahren sind, beeindruckte uns die ganze Szenerie aufs Neue. Das war alles so gewaltig, dass dies garnicht auf einem Foto einzufangen ist. Der Weg bis Parral war recht uninteressant und doch für weit, so dass wir uns sputen mußten. Wir erreichten Parral gegen 17 h und kämpften uns durch den Stadtverkehr. Ist immer erstaunlich, dass auf der Landstraße selten ein Auto unterwegs ist, aber dann in den Ortschaften sich alles knubbelt und plötzlich nichts mehr geht. Wir fanden ein zumindest billiges Hotel und nach langer Suche auch ein ansprechendes Restaurant. Die Stadt war ganz nett anzuschauen und die Vorbereitungen zum Dia des los Muertos waren schon im Gange. 
Von Parral ging es weiter nach Durango. Die 250 km zogen sich durch die Wüstenlandschaft wie Gummi. Unglaublich, zwischendurch gab es ein Teilstück in dem es nur Geradeaus ging. Ich habe extra auf den Tacho geschaut - ganze 70 km. Das hatten wir noch nie gehabt. Aber immerhin konnte man durchgehend 100 km/h fahren und so waren wir am frühen Nachmittag am Ziel. In Durango hatten wir ein Airbnb gebucht, dass sich als sehr nett herausstellte. Wir genossen den Ruhetag dort und mit Stadtbummel, leckerem Essen und einigen Pina Coladas ging der Tag schnell vorüber. Dort gab es ein richtiges Festival zum Dia des los Muertos. Offiziell ist dies der 2. November, aber mittlerweile vermischen sich alle Bräuche wie Halloween, Gräbersegnung und Totengedenken. Uns gefiel aber der Brauch, für die Verstorbenen einen Altar aufzubauen und ihnen ihre Lieblingsspeisen dort hinzustellen. Die Toten kommen nach altmexikanischem Glauben einem im Jahr aus dem Jenseits und feiern gemeinsam mit den lebenden ein fröhliches Wiedersehen. In den Straßen werden überall die Calaveras (Sklette aus Pappmaché) in bunten Farben aufgestellt und Eingänge sind mit Blumen geschmückt und Totenschädel stehen in allen Varianten in den Fenstern, Türen und Eingängen. Ein wirklich Farbenprächtiges Fest, das uns sehr faszinierte. 
Weiter ging nach Zacatecas über Sombrerete, zwei weitere Pueblos Magicos. Jetzt waren wir endlich in dem Mexiko angekommen, was wir auch in unseren Vorstellungen hatten. Nette Kolonialbauten, große schöne Plätze mit vielen Bäumen, viel Leben auf der Straße und vor allem - Mexiko ist laut! Hupen und Musik den ganzen Tag aus allen Richtungen und die Straßen voller Leute. Wir ließen uns von der Stimmung mitreißen und schlenderten durch die Straßen. Zacatecas gefiel uns so gut, dass wir direkt noch einen Tag dranhingen. An diesem besuchten wir ein stillgelegtes Bergwerk. Hier haben die Spanier 350 Jahre hauptsächlich Silber, etwas Gold und Kupfer abgebaut wurde - und das alles von Hand. An einer Stelle befanden wir uns 400 m unter der Erdoberfläche und ich war mal wieder froh, in der heutigen Zeit zu leben. Das war kein Zuckerschlecken und schon Wahnsinn, wie die Spanier es geschafft haben, sich über Jahrhunderte hier in Mittel- und Südamerika zu bereichern. Die Bergleute waren auf jeden Fall nicht zu beneiden. Leider verlief der Großteil der Tour nur auf Spanisch, so dass wir nicht allzu viel verstanden, aber auch so war das Ganze sehr beeindruckend und die Mineralsteinsammlung, die sie dort ausgestellt haben war auch sehr interessant. 
Von Zacatecas ging es über die Autobahn weiter nach Süden. Immerhin tauchte zum ersten Mal das Schild „Ciudad de Mexico“ auf und dies merkte man auch am Verkehr. Es wurde zunehmend voller und allefuhren wie geistesgestört. Außer am Berg, wo die völlig überladenen Trucks dann doch in die Knie gingen, waren wir das langsamste Glied auf der Strecke und dies bei den Straßenverhältnissen. Wirtrauten uns garnicht, schneller als 110 km/h zu fahren, aber der Rest mit Vollgas durchs Schlagloch - alles egal. Wir waren immer froh, wenn wir heil unser Ziel erreichten. Dieses Mal war das Zielein Thermalbad mit RV-Parkplatz. Das hörte sich doch für uns verlockend an und stellte sich auch als super heraus. Mit uns übernachtete noch ein Paar aus Kanada auf dem riesigen RV-Parkplatz und wirgenossen das Bad in dem fast leeren Thermalbad. Eigentlich wollten wir dann noch in der Nacht ins Wasser springen, aber da mußten wir feststellen, dass nachts die Becken geleert wurden. Welche eineWasserverschwendung - aber das gabs ja anscheinend zu genüge im Gegensatz zum Wassermangel in den USA.
Weiter ging es zum nächsten Highlight - Guanajuato, Weltkulturerbe. Guanajuato ist auch durch einige Silber-  und Goldminen groß und reich geworden. Die Straßenführung ist sehr außergewöhnlich, bergauf, bergab, verschwindet in einem Tunnel und man taucht am anderen Ende der Stadt wieder auf. Die oberirdischen Straßen sind super eng und total überfüllt. Eigentlich steht man nur im Stau. Wir waren happy, als wir ein Hotel gefunden hatten, rührten dann die nächsten zwei Tage die Motorräder nicht mehr an und stürzten uns zu Fuß in das Getümmel der engen, bunten Gassen. Eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Guanajuato ist ein Mumienmuseum, aber dieses skurrile Spektakel ersparten wir uns. Die engste Gasse ist die Calle de Besos, wo die Häuser so eng stehen, dass man sich über die beiden Balkone küssen konnte, aber da standen die Touristen auch Schlange für ein Foto. Weltkulturerbe lockt doch einige Leute an. Uns gefielen am Besten die studentischen Musikevents. Abends zogen mehrere mittelalterlich verkleidete Musikgruppen durch die Stadt, erzählten Geschichten und machten richtig super Stimmung. Dazu entdeckten wir die ersten Rooftop-Bars und so der ein oder andere Cocktail rundete die Tage ab. 
Auf dem Weg nach San Miguel de Allende kamen uns mehrer Reitertruppen mit Wimpeln entgegen. Wir fanden leider den Anlass nicht heraus, aber 4 Tage später kamen uns alle Truppen gemeinsam entgegen und für uns machte es den Eindruck wie eine Pilgerwanderung auf Pferden. Rätselhaft.
San Miguel de Allende ist wohl die bekannteste alte Kolonialstadt in Mexiko. Hier haben sich sehr viele Amerikaner niedergelassen und das spiegelte sich auch in den Preisen wieder, aber es gab auch tolle Gebäude, Geschäfte, Restaurants und Gassen. Wir gönnten uns ein nettes Patio-Hotel mit Pool und genossen die Tage. Sonntags fuhren wir zu einem Musik-Event. Gil Gutierrez, ein bekannter, mexikanischer Jazz-Musiker hat 20 km vor der Stadt ein Restaurant eröffnet, an dem er Sonntags Essen und Musik als Kombi anbietet. Dies konnten wir uns doch nicht entgehen lassen und es war ein absolut großartiger Nachmittag. Zu seiner Band spielte auch noch eine kubanische Band und viele Leute tanzten. Mein Lieblings-Tanzpaar war kaum von der Tanzfläche zu bekommen und vor allem die Frau tanzte beeindruckend. Wenn wir in dem Alter auch noch so gut drauf sind, haben wir alles richtig gemacht im Leben. Wir amüsierten uns großartig. 
So langsam neigt sich unsere erste Reiseetappe dem Ende zu. Von San Miguel traten wir unsere letzte Etappe mit den Motorrädern nach Toluca an. Dort hatten wir ja über Leni eine Adresse, wo wir die Motorräder bis März zwischenlagern können. Die 4 Tage, die wir für Toluca eingeplant hatten, brauchten wir auch, um unseren ganzen Krempel zu sortieren und die Motorräder wieder ein bißchen auf Stand zu bringen. Der Verkehr in Toluca stellte uns wieder vor besondere Herausforderungen und wir waren doch sehr froh, dass wir nicht nach Mexiko City mit den Mopeds mußten. Jorge und Marianna stellten sich als Glücksgriff heraus und wir motteten unsere Motorräder mit gutem Gewissen für die nächsten 4 Monate ein. Die letzte Etappe nach Mexiko Stadt erfolgte dann mit dem Bus. Mexiko City ist riesig. Ich hatte als absolutes MUSS nur das Frida Kahlo Museum auf dem Programm stehen. Für dieses hatte ich im Vorfeld schon Karten reserviert und da ich eh ein absoluter Fan von dieser Künstlerin bin, fand ich das Museum natürlich super. Am nächsten Tag machten wir noch eine Hopon-Hopoff Tour durch die Stadt um einen groben Überblick zu bekommen und ließen uns ansonsten einfach treiben. Auffällig war, dass gerade um den Freiheitsengel, in dessen Nähe wir wohnten, jeden Tag eine andere Demo stattfand. Die letzten 3 Tage in der Stadt vergingen wie im Fluge und schwups, saßen wir schon im Flieger Richtung Frankfurt. Jetzt sitzen wir wieder in Hilden und kämpfen noch mit dem Jetlag, aber auch dies wird sich hoffentlich die nächsten Tage wieder einpendeln. 
Der Flug nach Mexiko ist am 14. März 2023 geplant. Bis dahin ruht der Blog nun erstmal.