Kaum in Sucre angekommen liefen wir schon Jürgen und Moni in die Arme. Gemeinsam erkundeten wir die alte Kolonialstadt und genossen das Leben bei richtigem Café (kein Nescafé) und Kuchen. Besonders fasziniert waren wir von dem Mercado. Frisch gepresste Säfte und kleine Garküchen verschönten uns die drei Tage. An Allerheiligen kam uns die Idee den Cementario zu besuchen. Da waren wir nicht alleine. Polizei leitete die Massen in die richtige Richtung und wir schoben uns mit der Menschenmenge durch den mit schwarz-lila Plastikkränzen und frischen Blumen geschmückten Gräbern und Vitrinen vorbei. Die Gläubigkeit der Bolivianer war sehr beeindruckend. Am nächsten Tag fuhren wir weiter über Potosi nach Uyuni. In einem Dorf bekamen wir Hunger und wir fragten uns zum nächsten Essen durch. Wieder landeten wir vor dem Friedhof, vor dem einige Essensstände aufgebaut waren und wo viele Leute sich um diese niedergelassen hatten. Besonders der Bierkonsum war hier schon um die Mittagszeit sehr hoch gewesen. Vielleicht gehört dies zur Tradition dazu!
Endlich ging die Reise über den Salar los. Ein lang gehegter Traum von mir! Zuerst ging es zu einem Salzhotel am Rande des Salars. Von dort hatte man einen phantastischen Blick auf die fast unendliche "weiße" Fläche. Ganz hinten am Horizont sah man verschwommen ein paar Bergspritzen schimmern. Dann ging es auf die Salzfläche. Das getrocknete Salz bildete eine sechseckige Wabenstruktur und wir flogen nebeneinander über die Fläche. Eine Richtung einschlagen und immer geradeaus. Die Perspektive verschwamm völlig und plötzlich tauchte mitten im WEISS das Dakar-Symbol vor uns auf. Hier sind wir doch RICHTIG! Nach weiteren 90 km auf der Salzfläche stießen wir auf die Insel Incahuasi. Schon faszinierend, wie hier in dieser unwirklichen Welt auf fast 4000 Metern mitten im Salz eine Insel mit Kakteen und Bienen entstehen kann. Leider wird diese Insel auch von den verschiedenen Touranbietern angefahren, so dass wir schnell flüchteten. Der Wind nahm immer mehr zu und wir fuhren weiter zur einsamen Insel Pescado, wo wir einen wunderschönen, windgeschützten Übernachtungsplatz fanden. Die Nacht war eisig, aber die Aussicht entlohnte uns und am Morgen brachte die Sonne wieder Wärme. Wir waren beide völlig fasziniert von dieser unwirklichen Welt!
Von der Isla Pescado starteten wir Richtung Bolivien. Schon der Rand des Salars brachte uns fast zur Verzweiflung. Übelstes Wellblech und wir kämpften uns Meter für Meter vorwärts. Nach 100 km erreichten wir San José und waren schon ziemlich fertig. Die Frau des Mechanikers, der uns Benzin verkaufte bot uns an ein Essen für uns zuzubereiten. Da sagte vor allem Frank nicht NEIN! Gestärkt ging die Fahrt dann leichter weiter und wir fanden einen tollen windgeschützten Übernachtungsplatz in einem alten Bahnhofsgebäude. Glücklich und zufrieden schliefen wir ein sehr früh ein. Da wussten wir noch nicht, was uns am nächsten Tag erwartet. Landschaftlich war es ein Traum auf 4000 bis 4900 m Höhe durch die fast 6000 m hohen Vulkane zu fahren, aber wir durften den Blick kaum von der Wegstrecke lösen. Eine Sekunde nicht aufgepasst und schon kam der nächste spitze Felsbrocken, das nächste Schlagloch oder man hing im Sandfeld fest. Dazwischen wurden wir und die Motorräder immer wieder durchs Wellblech durchgerüttelt. Mein Motorrad musste mehrfach aufgehoben werden da es irgendwie nicht dass machte, was ich wollte. Unser Ziel - die Geysire - erreichten wir an diesem Tag nicht mehr, aber zumindest eine Hausruine spendete uns Windschutz in der eisigen Nacht. So arbeiteten wir uns Lagune für Lagune am nächsten Tag weiter und nutzten die vielen Pausen, die Landschaft und die Flamingos zu betrachten. Surrealistisch, wie in einem Gemälde von Dali zog die Landschaft an uns vorbei. Zum Glück wurde die Piste ab den Thermen - die wir ganz alleine für uns genießen durften - besser, so dass wir doch unerwartet San Pedro de Atacama vor Sonnenuntergang erreichten. Die Wärme und Zivilisation hat uns wieder. Hier fanden wir einen netten Camping mit netten Leuten und die Motorräder hatten dringend Pflege notwendig. Eigentlich wollten wir nach 2 Tagen weiterfahren, aber es werden jetzt wohl doch 4 Tage, ehe es nach Argentinien Richtung Mendoza weitergeht.
Von San Pedro de Atacama starten wir nun erneut Richtung Argentina über den Paso de Sico. Nach den ersten angenehmen 150km Asphalt sind wir wieder auf Schotter unterwegs, wo wir locker mit 80-100km/h nebeneinander die Piste rocken.
Es lockt die Ruta Quarenta über einen Pass mit fast 5000 Höhenmetern mit ebenfalls kolorierten Felsen + Flussdurchfahrten.
Nach drei Tagen nur Schotterquälerei für Fahrer+Bike sind wir nun froh in der Weinregion um Calafayate zu landen.
Auch ein bisschen Kultur in Quillmes, einer alten Inkastätte, lässt sich einschieben. Leider stoppt uns dann am letzten Baum vor der Einöde Dreck im Tank. Da zeigt sich mal wieder, dass alte Technik unempfindlich ist und nur die Xchallenge bleibt liegen. Zum Glück läßt die Polizei sich überzeugen das Moped Huckepack zu nehmen und uns in den letzten Ort zurückzubringen. Dort finden wir einen netten Mechaniker und am nächsten Mittag gehts dann wieder in die Einöde. Die nächsten 700 km bis Mendoza ziehen sich wie Kaugummi, aber Mendoza lockt uns näher.
Dort treffen wir Moni+Jürgen (geplant) und Kerstin+Stefan (zufällig) auf dem Camping in Mendoza. Es wird ein Gourmet-Wochenende mit einer lustigen Weindegustation.
Nächste Woche gibt es keinen Alkohol mehr!!
Wir queren wieder die Grenze mit einer beeindruckenden Passfahrt nach Chile und sind wieder in Valparaiso bei Erika und Günter.
Der Zoom meiner Fotokamera ließ sich seit einigen Tagen nicht mehr bewegen und wir änderten spontan unseren Plan und fuhren nach Santiago. Wir buchten ein Hostal über Booking.com und achteten nur auf Preis und Parkplatz für die Motorräder. Das Hostel erwies sich schon als Glücksgriff. Supernette Leute, alles nett gestaltet, einfach super. Bei der abendlichen Recherche nach dem CANON-Reparaturdienst stellte sich dann heraus, dass dieser genau um die Ecke lag. Welch ein phantastischer Zufall. Morgens also zu diesem hin und irgendwie war schon klar - der heutige Tag verläuft super. Während wir uns in Santiago amüsierten, lecker im Café Colonia speisten und die Stadt genossen, wurde tatsächlich meine Kamera repariert. Welch ein perfekter Tag!